Contract-Manager

Dass Jurastudierende nach einem nicht bestandenen Examen „nur“ ihr Abitur vorzuweisen haben, ist ein Trugschluss. Sogar das Gegenteil kann der Fall sein – Patrick, der ein Paradebeispiel dafür ist, hat sich nach einem nicht bestandenen Examen für einen LL. B.-Studiengang im Wirtschaftsrecht entscheiden – und verdient nun als Contract Manager mehr als einige seiner ehemaligen Kommilitonen, die Volljuristen sind. Im Erfahrungsbericht verrät er, wie er seine Niederlage in eine Erfolgsgeschichte umwandeln konnte.

Den Blick nach vorne richten und schnell Hilfe suchen

An dem Tag, als ich die Nachricht erhalten hatte, dass ich das Examen nicht bestanden habe, war ich zwar ganz schön durch den Wind – doch mein Fokus war direkt nach vorn gerichtet. Ich bin allgemein jemand, der auch aus vermeintlichen Niederschlägen etwas Positives zieht. Ich betrachte so etwas – egal ob positiv oder negativ – als Erfahrungen, die dazu dienen, mich persönlich – bzw. meinen Charakter, weiterzuentwickeln. In diesem Fall habe ich gelernt, dass etwas vermeintlich recht niederschmetterndes bei weitem noch kein k.o. ist und ich sogar gestärkt daraus hervorgehen kann. Denn ich werde nun immer auf diese Erfahrung zurückgreifen können, falls noch mal etwas passieren sollte, das einen gewählten Weg auf einmal versperrt.

Noch am selben Tag habe ich also versucht, mich schlau zu machen, was man nun mit diesem vermeintlichen „Nichts“ doch noch machen könnte. So bin ich auf die Website von Staatsexamen Plan B gekommen und habe Kontakt zu Gründer Jan Philipp Mollenhauer aufgenommen. Philipp hat mir direkt unter die Arme gegriffen und mir alternative Wege mit entsprechenden Lösungen aufgezeigt. Die Vorschläge, die er mir machte, gaben mir die Möglichkeit, mich letztendlich zwischen drei Optionen zu entscheiden:

  • doch noch Volljurist zu werden
  • Wirtschaftsjurist zu werden
  • einen Mittelweg in der Schweiz einzuschlagen.

Sich darüber klar werden, was man will

Ich bin in mich gegangen und wollte eigentlich nur schnellstmöglich einen Abschluss haben, damit ich erst mal etwas „in der Hand“ habe. So habe ich mich mit Hilfe von Philipp für ein Online-Studium entschieden – einen LL. B.-Studiengang mit dem Ziel, Wirtschaftsjurist zu werden.

In meinem Jurastudium hatte ich schon meinen Schwerpunkt absolviert und auch sonst hatte ich bereits viele Scheine gesammelt. Dies hat mir – mit der Unterstützung von Philipp – bei der Anerkennung meiner bisher erbrachten Leistungen sehr geholfen, sodass ich in meinem LL. B.-Studiengang keine rechtswissenschaftlichen Scheine mehr machen musste  – lediglich die Abschlussarbeit wählte ich im Arbeitsrecht.

Wie gehe ich im Vorstellungsgespräch mit Fragen zum Examen um?

Kurz vor Abschluss des LL. B. habe ich mich noch einmal mit Philipp zusammengesetzt und ihn gefragt, ob er mir auch bei den Anschreiben für Bewerbungen und meinem Lebenslauf behilflich sein kann. Ich denke, dass sich viele fragen, bzw. glauben, dass das Nichtbestehen des Examens ein dicker Minuspunkt im Lebenslauf sei und man dadurch „aussortiert“ wird – so auch ich. Philipp half mir aber, meinen Weg zu finden. Hier kommt es meiner Erfahrung nach darauf an, wie man damit umgeht.

Ich persönlich habe es im Lebenslauf bzw. im Anschreiben so formuliert, dass ich Jura studiert habe und mit dem Schwerpunktbereich abgeschlossen habe. Wenn im Vorstellungsgespräch dann die Frage nach meinem Jurastudium gestellt wurde, habe ich offen kommuniziert, dass ich es nicht bestanden habe – aber im Endeffekt auch froh darüber bin, dass ich so meinen Horizont und meine Kenntnisse noch um betriebswirtschaftliches Wissen ergänzen konnte – und damit nicht nur juristische, sondern auch wirtschaftliche Denkweisen vereine. Das entspricht schließlich auch der Wahrheit – und ich nehme an, dass dies meine Ansprechpartner auch gemerkt haben.  Daher wurde mein vermeintliches Scheitern bisher daher immer positiv aufgenommen.

Sich mit Nebenjobs von anderen Jurastudierenden abheben

So habe ich mich dann mit Hilfe von Philipp schon für allerhand Jobs beworben – und alle, bis auf eine Bewerbung, haben ins Schwarze getroffen. Ich wurde bei allen neun potenziellen Arbeitgebern zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Hier sei angemerkt, dass ich zum Glück neben dem Jurastudium bereits einige Berufserfahrungen hatte: Ich habe in der Pflege gejobbt, mich später während des LL. B.-Studiums in einem Start-up mit rechtlichen Themen beschäftigt, im Kundensupport geholfen und auch den finanziellen Bereich unterstützt. Da ich im Wirtschaftsrecht-Studium – durch die Anerkennung meiner rechtswissenschaftlichen Scheine –  nur noch BWL-Fächer belegt hatte, passte das sehr gut.

Also: Ich kann hier allgemein dazu raten, dass man sich unbedingt neben dem Studium einen Job suchen sollte, der sich gut im Lebenslauf und in Gesprächen verkaufen lässt und der natürlich auch dazu beiträgt, etwas Expertise zu sammeln.

Ich hatte das Gefühl, dass mein Job in der Pflege besonders gut ankam –  besser als der, welcher mir fachliche Kompetenz attestierte. Man kann sich also durchaus für einen Job entscheiden, der keinen rechtswissenschaftlichen Bezug hat, aber dafür beispielsweise soziale Fähigkeiten fördert – und sich damit auf dem Lebenslauf auch von anderen Bewerbungen abhebt.

Mein Berufseinstieg als Wirtschaftsjurist

Beworben hatte ich mich bei mehreren kleinen Unternehmen als Wirtschaftsjurist, bei einem Global Player in der Werbebranche als „Jurist als Produktmanager“, bei einem Unternehmen, das Betriebsräte schult als „Produktmanager und Referent“, und bei einem Discounter als Regionalverkaufsleiter.

Zunächst habe ich mich trotz mehrerer Zusagen für das Falsche entschieden. Ich hatte mich aufgrund der kurzen Entfernung für eine gemeinnützige GmbH entschieden. Hier war ich in der Rechtsabteilung als Wirtschaftsjurist tätig, sollte arbeitsrechtliche Thematiken bearbeiten, und auch das Vertragsmanagement übernehmen. Der Arbeitgeber war für mich jedoch nicht der Richtige, da dort eine sehr veraltete Arbeitsweise und eine dementsprechende Denkweise vorherrschte.

Deswegen machte ich mich nach acht Monaten auf die Suche nach einem neuen Job. In der Zwischenzeit war mir auch klar geworden, woran ich Spaß hatte – und so bin ich zum Contract Management gekommen.

Ich hatte mich gezielt auf Stellen als Contract Manager beworben – auch hier war ich bzw. mein Lebenslauf sehr gefragt. So wurde ich zu vier Vorstellungsgesprächen eingeladen – bei fünf versandten Bewerbungen.

Am Ende konnte ich mich zwischen drei Stellen entscheiden – zwei im Bereich der Softwaretechnik und eine bei einem Stromanbieter.

Der Aufgabenbereich des Contract Managers

Ich entschied mich für einen der beiden Softwareentwickler, bei dem ich auch heute noch beschäftigt bin. Dort bin ich als einziger Jurist für Vertragsverhandlungen, die Vertragsgestaltung und Vertragspflege zuständig. Die Verträge und Verhandlungen mit unseren Kunden sind größtenteils auf Englisch, da wir weltweit Kunden haben. Hinzu kommt, dass ich der ISB (Informationssicherheitsbeauftragter) des Unternehmens bin. Wenn es also um Datenschutz geht, bin ich auch der Ansprechpartner.

In der Rolle des ISB bin ich dafür zuständig, dass unser ISMS – Information Security Management System – korrekt läuft. Ich leite bzw. verantworte auch die Vertretung des Unternehmens, wenn ein externer Prüfer dies kontrolliert. Allgemein werde ich von meinen Kolleginnen und Kollegen, als auch vom C-Level, welchem ich direkt unterstellt bin, in allen Belangen, die irgendwie etwas mit Recht zu tun haben, konsultiert. Arbeitsrechtliche Thematiken, Versicherungen und auch gesellschaftsrechtliche Fragestellungen übernehme ich. Mir wird dementsprechend sehr viel Verantwortung übertragen.

Wenn ich mich mit meinen Freunden aus dem Studium austausche, die den Weg des Volljuristen gewählt haben, höre ich meist, dass man etwas neidisch darauf sei, was ich so mache bzw. machen darf.

Trotz VB Examina arbeiten die meisten meiner ehemaligen Kommilitonen eher ihren direkten Vorgesetzen nur zu, erledigen meist Papierarbeit oder erstellen Gutachten. Bei jenen, welche „nur“ ein befriedigend oder ein ausreichend im Examen erreicht haben, scheint die Tätigkeit noch „trockener“ zu sein. Die Erzählungen stammen von ehemaligen Kommilitonen aus Behörden, Versicherungen und anderen Rechtsabteilungen von Unternehmen.

Wie viel verdient man als Contract Manager?

Nun ist für viele natürlich auch der monetäre Aspekt ein Entscheidungskriterium. Auch hier kann ich sagen, dass ich mit meinem Gehalt über dem der meisten meiner Volljuristen-Kolleg*innen liege, wenngleich dies natürlich sehr branchenabhängig ist und auch vom Verhandlungsgeschick abhängt. Allgemeine Angaben sollten wenn dann nur als grober Richtwert angesehen werden. Derweil liegt mein Einkommen bei 58.000 Euro brutto und steigt im kommenden Jahr auf 65.000 Euro.

Es wurde in der Zwischenzeit auch versucht, mich abzuwerben. Dabei wurde mir ein Jahresgehalt von 70.000 Euro brutto angeboten. Da aber die sonstigen Benefits bei meinem aktuellen Arbeitgeber bedeutend besser sind, habe ich die ca. 415 Euro brutto mehr im Monat ausgeschlagen.

Meine Gespräche mit anderen Contract Managern, die direkt den Weg des LL. B./LL. M. gewählt haben, zeigen mir, dass man es hier relativ schnell auf Gehälter von über 75.000 Euro  brutto schaffen kann. Mit einem LL. B. würde ich aus meiner Erfahrung sagen, dass man in jedem Fall mit einem Jahresgehalt von 45.000 Euro als Einstieg rechnen kann, und, wenn man noch etwas mehr bieten kann, kann es auch schon 50.000 Euro betragen. Hat man einen LL. M. mit entsprechender Spezialisierung, liegen Einstiegsgehälter bei größeren Unternehmen bei ca. 65.000-70.000 Euro – so meine Erfahrung.

Fazit: Flachere Hierarchien und mehr Eigenverantwortung

Für mich persönlich hat sich die Entscheidung, Wirtschaftsrecht zu studieren, am Ende sogar als der bessere Weg herausgestellt. Ich gehe nun einer Tätigkeit nach, die mir Spaß macht und bei der ich sehr eigenständig in meinem Ressort agieren darf. So muss ich nicht nur Fälle, Strategien und Ähnliches für Vorgesetzte erarbeiten, die diese wiederum anderen präsentieren – sondern ich erarbeite und prüfe selbständig Verträge, damit ich in Verhandlungen für unser Unternehmen die richtigen Entscheidungen fällen kann.

Nicht nur Patrick hat sich an Staatsexamen Plan B gewendet und Hilfe gefunden – lest hier mehr über die Erfahrungen anderer ehemaliger Jurastudierender:

Referenzen von Staatsexamen Plan B

Foto: Adobe Stock/©only_kim

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