Jura geht auch anders

Wenn man seinen Mitmenschen erzählt, dass man Jura studiert oder studiert hat, kommen häufig Sätze wie: „Jura ist schon recht trocken, oder?“ und: „Das ist schon ein schweres Studium! Muss man da wirklich alle Paragrafen auswendig lernen?“

Zum einen weiß ich bis heute nicht, was die Leute damit meinen, zum anderen ist Jura alles andere als langweilig. Ebenso wenig muss man Paragrafen auswendig lernen – und das Wörtchen „schwer“ ist eben auch nur Definitionssache, wie so vieles im Jurastudium. Mit diesen und anderen Klischees wollen die beiden Autoren Florian Specht und Alexander Bleckat in ihrem Buch „Jura geht auch anders!“ aufräumen. Das Werk nimmt Jurastudierende von Anfang an mit hilfreichen Tipps und Tricks an die Hand und begleitet diese bis zum Einstieg in das Berufsleben.

Die Autoren – Florian Specht und Alexander Bleckat

Florian Specht ist Rechtsanwalt, Social Entrepreneur und Consultant für die QNC GmbH (frag-einen-anwalt.de). Er beschäftigt sich bereits seit zehn Jahren mit der Digitalisierung des Rechtmarkts und hat Rechtsprodukte, vor allem im Bereich des Bank- und Kapitalmarktrechts, entwickelt. Florian Specht leitet darüber hinaus die Legal Tech-Veranstaltung an der Leibniz Universität Hannover und hat das Fallskript Rechtsanwaltsklausuren im Assessorexamen (Zivilrecht) mit veröffentlicht.

Alexander Bleckat schlug nach seinem ersten Examen den Weg der Promotion und des Referendariats ein. Neben einer kurzen Episode als Rechtsanwalt, ist er als Staatsanwalt und seit diesem Jahr als Richter tätig. In seiner Dissertation hat er sich mit der Verfassungsrechts- und Unionsrechtskonformität der neuen Wissenschaftsschranken der § 60a ff. UrhG sowie der urheberrechtlichen Schranken zu Gunsten der Wissenschaft, Forschung und Lehre beschäftigt.

Der Schreibstil – locker und unkompliziert

Den Schreibstil kann man in der Tat als locker und unkompliziert beschreiben. Er hat mit dem manchmal doch sehr komplexen „Juristendeutsch“ nichts zu tun. Auf diese Weise werden auch angehende Jurastudierende oder Studenten  (in den ersten Semestern) nicht abgeschreckt. Vielmehr wird bereits durch die Sprache vermittelt, dass auch Juristen und Juristinnen nur mit Wasser kochen. Viel zu häufig werden interessierte Schüler und Schülerinnen bereits durch abschreckende Artikel und Berichte im Internet davon abgehalten, sich näher mit dem Jurastudium zu beschäftigen. Florian Specht und Alexander Bleckat möchten sich mit ihrem Buch bewusst von derartigen Berichterstattungen abgrenzen – und dies ist ihnen auch gelungen.

Der Aufbau – logisch und sinnvoll

Der Aufbau des Buches ist ebenfalls als logisch und sinnvoll zu bezeichnen. Denn nachdem die beiden Autoren erst einmal erläutern, was sie dazu bewogen hat, dieses Buch zu schreiben, starten sie nicht sofort mit Themen wie der Klausurvorbereitung oder gar dem Repetitorium, sondern sprechen erst einmal den interessierte Abiturient:innen an. Diese möchten in der Regel nicht wissen, was sie in der ersten Klausur erwartet. Sie möchten vielmehr wissen, was das Studium kostet, was sie in etwa erwartet und ob sie sich irgendwie auf das Studium vorbereiten können. Erst in den weiteren Kapiteln durchlaufen die Autoren chronologisch das Studium. Von der Planung der Studienabschnitte, über das Grund- und Hauptstudium, gelangen sie letztendlich zum Schwerpunktstudium und zur Examensvorbereitung. Erst am Ende des Buches werden darüber hinaus Sonderthemen angesprochen, wie beispielsweise Legal Tech, die Promotion, der Bachelor und Master of Laws oder auch die Praxis.

Der Inhalt – kurz und knackig

Hervorzuheben ist, dass in jedem Kapitel kurz und knackig das absolut Nötigste behandelt wird. Gearbeitet wird auch häufig mit Übersichten, die das Wichtigste noch einmal verdeutlichen. Die Kapitel gehen dabei sowohl auf grundlegende Dinge ein, beispielsweise wie gelernt werden soll, als auch auf vermeintliche Nebensächlichkeiten. So kann etwa die Wahl des Freundeskreises einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Studium haben.

Oft reagieren Studierende auf Unverständnis, wenn sie eine Klausur oder Hausarbeit zurückbekommen. Das Buch schafft deshalb einen Blick hinter die Kulissen. Studierende sollen so besser verstehen, warum manches auf eine bestimmte Weise gehandhabt wird. Verzichtet wird auf ellenlange Ausführungen, wie es teilweise in so mancher juristischen Fachlektüre der Fall ist. Das Buch „Jura geht auch anders!“ ist gewissermaßen ein Leitfaden, der begleitend zum Studium durchgearbeitet werden kann. Doch auch für so manche Fachlektüre ist das Buch ein Vorbild. So ist es im Studium weniger zielführend, etliche Aufsätze und Lehrbücher von vorne bis hinten durchzulesen. Wichtiger ist es dagegen, die Grundlagen zu beherrschen. Als besonders interessant empfand ich die Interviews am Ende des Buches. Da das Jurastudium nicht gerade sehr praxisorientiert ist, kann so manche:r Jurastudierende:r sicher davon profitieren. Besonders gefreut habe ich mich als Wirtschaftsjuristin zudem über das Kapitel über den Bachelor of Laws. Viel zu selten werden neben dem klassischen Jurastudium auch andere Wege vorgestellt.

Fazit: Jura geht auch gelassen!

Ich kann das Buch „Jura geht auch anders!“ von Florian Specht und Alexanders Bleckat jedem angehenden Juristen bzw. jeder angehenden Juristin empfehlen. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass eine gewisse Orientierungslosigkeit im Jurastudium keine Seltenheit ist. Das Buch kann dabei helfen, sich wieder auf die Grundlagen zu besinnen, wenn man einmal den Fokus verloren hat oder wenn man sich von der Panik anderer Studierender hat anstecken lassen.

Das Buch ist mittlerweile in der 2. Auflage erschienen und kann hier bestellt werden: Jura geht auch anders! Ein Leitfaden für ein erfolgreiches und gelassenes Jurastudium mit vielen Tipps und praktischen Hinweisen, Verlag C.H.Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-78043-1, 154 Seiten, 12,90 EUR

Foto Buchcover: C.H. Beck Verlag

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