Anwalt Großkanzlei

Für viele Jurastudierende ist es nach dem Zweiten Staatsexamen der Traumberuf schlechthin: Anwältin oder Anwalt in einer Großkanzlei. Doch heißt das schnell viel Geld verdienen oder Arbeit bis zum Burnout? In diesem Beitrag erzähle ich euch von den Vor- und Nachteilen der Arbeit in der Großkanzlei.

Zunächst: DIE Großkanzlei gibt es natürlich nicht. Es gibt viele verschiedene Großkanzleien. Das sind in der Regel große Wirtschaftskanzleien. Ich werde jetzt keine Namen nennen, aber wer ein bisschen danach recherchiert, wird im Internet relativ schnell finden, wer dazu zählt und wer eher nicht. Wobei die Grenze natürlich fließend ist. Und es ist mit Sicherheit nicht jede Großkanzlei gleich. Aber letztendlich gibt es verschiedene Dinge, die bei allen Großkanzleien ähnlich sind.

Erster Vorteil: Nach dem Jurastudium schnell viel Geld verdienen

In der Großkanzlei kann man von Tag eins an super viel Geld verdienen – 100.000 Euro im Jahr und mehr. Das ist überhaupt kein Problem – wenn man die Anforderungen erfüllt. 100.000, 120.000, oder sogar 140.000 Euro pro Jahr sind realistisch. Selbst mit einem Jahresgehalt von 80.000 Euro ist es ein hochbezahlter Job. Das ist dann zwar nicht die Speerspitze der Großkanzlei-Gehälter – aber trotzdem, 80.000 Euro im ersten Jahr direkt nach der Ausbildung – das ist wirklich richtig viel Geld.

Zweiter Vorteil: Viele Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten

Man kann sehr viel lernen. Die meisten Großkanzleien haben große Apparate. Häufig haben sie Büros in verschiedenen Städten in Deutschland und kümmern sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dort gibt es sehr gute Ausbildungsprogramme, man hat viele Fortbildungen und man lernt wirklich etwas dazu.

Dritter Vorteil: Profitieren von einem großes Netzwerk

Man hat ein großes Netzwerk, auf das man zurückgreifen kann – in ganz Deutschland oder teilweise sogar weltumspannend. Es wird einem immer nutzen, wenn man ein großes Netzwerk hat und weiß, wen man anrufen kann, wenn man ein bestimmtes Problem hat. Und Großkanzleien haben nun einmal einen großen Pool an Leuten, die dort arbeiten und gearbeitet haben. Es gibt teilweise Alumni-Netzwerke von ehemaligen Anwältinnen und Anwälten. Das ist super!

Also das sind drei große Vorteile…

Erster Nachteil: Große Arbeitsbelastung

Es gibt vielleicht noch einen weiteren, das kann man unterschiedlich sehen: Es gibt viel Arbeit in der Großkanzlei. Also: Das ist kein Nine-to-five-Job, sondern man muss damit rechnen, dass man von neun bis – wenn es sein muss – 21 Uhr oder auch Mitternacht arbeiten muss. Da kommen durchaus schon einmal 12 oder auch 15 Stunden am Tag zusammen.

Zweiter Nachteil: Ständige Erreichbarkeit auch in der Freizeit

In der Großkanzlei ist man Dienstleister – und als Dienstleister muss man zur Verfügung stehen. Was es schwieriger macht, Urlaub zu machen. Und wenn man Urlaub nimmt, muss man erreichbar sein. Ich kenne Beispiele, da wurden Leute aus dem Urlaub wieder zurückgeflogen, oder Urlaube mussten kurzfristig abgesagt werden. Und natürlich stellt sich irgendwann auch die Frage: Macht der Partner oder die Partnerin das mit? Macht es die Familie mit? Euer Arbeitgeber oder Arbeitgeberin stellt euch nicht an, weil er oder sie ein großes Herz hat, sondern er/sie möchte mit euch möglichst viel Geld verdienen.

Dritter Nachteil: Sehr wenig Kontakt mit Mandanten

Ein weiterer deutlicher Minuspunkt ist aus meiner Sicht, dass man normalerweise sehr wenig Mandantenkontakt hat. Der Chef oder die Chefin kriegt eine Botschaft von dem Mandanten mitgeteilt und sagt es der angestellten Anwältin oder dem angestellten Anwalt. Und er oder sie setzt es um. Eventuell hat man Rückfragen und auch der Chef oder die Chefin kann die vielleicht nicht genau beantworten. Gleichzeitig darf man aber den Mandanten nicht anrufen, weil dieser ein Mandant der Kanzlei ist – und der will im Zweifel mit dem Partner telefonieren. Es gibt auch hier Ausnahmen, dass durchaus Angestellte unterhalb des Partner-Levels Mandantenkontakt pflegen dürfen – aber in der Regel nicht.

Tipp zum Abschluss: Im Jurastudium und Referendariat ausprobieren, ob die Großkanzlei zu euch passt!

So viel zu meiner Sicht auf die Arbeit in der Großkanzlei. In diesem Sinne: Bildet euch eure eigene Meinung. Ich würde immer sagen: Wenn euch das interessiert, probiert es aus! Macht Praktika oder entsprechende Stationen im Referendariat. Nichts, was man tut, ist umsonst – man wird auch etwas mitnehmen und lernen, das man später zum Positiven oder zum Negativen gebrauchen kann – entweder weil man es nachmacht, oder weil man es genau anders macht.

3 positive & 3 negative Dinge, die ihr über Großkanzleien wissen solltet! | Jurastudium

Foto:Adobe.Stock/©rogerphoto

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