Auf der Legal Revolution 2019, die vom 04.-05. Dezember in Frankfurt am Main stattfand, haben wir mit Dr. Dominik Herzog über Legal Tech, das Jurastudium und die Technisierung der Rechtsbranche gesprochen.

Herr Dr. Herzog, was ist Legal Tech eigentlich überhaupt?

Das Frage ich mich ehrlich gesagt auch jeden Tag. Ich würde mal sagen, es ist die Verbindung zwischen Technologie und juristischen Sachverhalten, wobei Sachverhalt eigentlich wieder zu eng gefasst ist. Es geht eigentlich um die juristische Welt und die technische Welt und das kann viele Facetten haben. Das kann eine Prozessoptimierung in Kanzleien oder Rechtsabteilungen sein. Das kann eine Online-Marketing-Offensive sein, um Kunden oder Mandanten zu akquirieren. Es kann natürlich Künstliche Intelligenz  (KI) sein.

Warum sollten sich Jurastudierende überhaupt mit Legal Tech beschäftigen? Die haben schließlich genug zu tun.

Ja, das stimmt, Jurastudenten haben wirklich genug zu tun. Das Problem ist, oder die Herausforderung, unsere Welt wird immer technisierter. Das merkt jeder von uns. Es kommen immer mehr „Produktivitäts-Hacks“ hinzu, z.B durch neue Apps. Alles wird irgendwie immer schneller, effizienter und besser. Gleichzeitig muss man irgendwie gucken, wie kann man denn das, womit man sich jahrelang beschäftigt hat – nämlich Jura – wie kann man das in einer Weise nutzbar machen, dass es nicht mehr benötigt wird? Dafür ist es enorm wichtig zu schauen, in welche Richtung wir bei der Technisierung der Gesellschaft gehen. Was passiert hier? Und wie kann ich mich so verankern, dass ich nicht doch noch wegrationalisiert werde von irgendeiner KI.

Was lernt man hier auf der Legal Revolution als Jurastudent_In?

Man lernt hier viele Leute kennen, die Vorreiter im Bereich Legal Tech sind, also viele Erfahrungen mitbringen. Ich würde mal vermuten, dass man hier die zehn Prozent der juristischen Welt in Deutschland trifft, die sich mit dem Thema überhaupt beschäftigen. Die meisten setzen sich noch nicht mit dem Thema auseinander und hoffen, dass „der Kelch an ihnen vorüber geht“. Wenn man sich früh im Studium mit dem Thema Legal Tech auseinandersetzt, kann man sich viel besser auf das vorbereiten was später kommt. Ich denke, das Studium ist wichtig. Man sollte sich natürlich bemühen, gute Noten zu schreiben usw.. Aber man sollte sich auch fragen: Was will ich später einmal damit machen? Auf dem Bewerbermarkt sieht man eindeutig: Wer gerade fertiger Jurist ist und irgendwas mit Legal Tech macht – das sind gerade die absoluten High Potentials. Die werden überall mit Handkuss genommen. Natürlich wird sich auch das mit der Zeit abschwächen, weil es wahrscheinlich immer normaler sein wird, dass Studenten und Juristen sich mit Legal Tech beschäftigen, aber ich halte es einfach für wichtig, da die Augen offen zu halten, den Horizont zu erweitern und sich da auch dem Laufenden zu halten.

Wenn Sie noch mal Jurastudent wären, was hätten Sie mit Blick auf die Praxis anders gemacht?

Gute Frage…so viel würde ich glaube ich nicht anders machen. Ich habe das alles nämlich eigentlich so umgesetzt wie ich das geplant habe. Wenn ich heute noch mal anfangen würde zu studieren, würde ich versuchen, so digital zu denken wie möglich und in diesem Bereich so viel aufzusammeln wie es geht. Das könnte so aussehen, dass man vielleicht mal versucht, selbst etwas zu programmieren oder schaut, dass man sich gewisse Grundkenntnisse im Bereich Informatik aneignet. Wie kann ich da mit ein bisschen Informatikwissen aufwarten? Das wäre der Weg, den ich heute gehen würde.

Herr Dr. Herzog, vielen Dank für das Gespräch!

Video-Interview

Legal Tech und Jurastudium - Ein Interview mit Dr. Dominik Herzog

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