Am 6.November 2019 veranstaltete die Fachschaft Jura der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Podiumsdiskussion zum Thema „Frauen in juristischen Top-Positionen“, um Studierenden einen Einblick in die juristische Arbeitswelt zu gewähren

Um ihre Erfahrungen mit dem Publikum zu teilen, waren Prof. Dr. Ann-Katrin Kaufhold (Frauenbeauftragte der juristischen Fakultät, LMU), Dr. Katrin Herresthal (Richterin am OLG München), Dr. Anna Schwander (Partner bei Kirkland & Ellis LLP.) und Anne Kuckert (ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bundesfachschaft Jura) zu der Diskussion eingeladen. Neben allgemeinen Tipps reflektierten die Rednerinnen über ihren bisherigen Werdegang und die Karrierechancen als Frau in ihren jeweiligen Berufsfeldern.

Der Arbeitsalltag in der Justiz, der Wissenschaft und in einer Großkanzlei könnte nicht unterschiedlicher aussehen – doch welche Vorteile haben die jeweiligen Berufe?

Zunächst berichteten die Gastrednerinnen, weshalb sie sich für ihren jeweiligen Berufsweg entschieden haben. In der Wissenschaft, so Prof. Kaufhold, habe man großen Freiraum bei der Gestaltung seines akademischen Alltags- als Beispiel nannte sie internationale Wissenschaftskonferenzen und Forschungssemester im Ausland. Weniger flexibel, aber dafür strukturiert und fast idyllisch beschrieb Dr. Herresthal ihre Tätigkeit als Richterin. Es sei heutzutage einzigartig, sich stundenlang ungestört mit einem Fall ohne konstante Unterbrechungen durch dringende Telefonate und Emails beschäftigen zu dürfen. Wem die Klausurlösung während des Studiums Spaß mache, der könne Gefallen an einer Karriere am Gericht finden. Auf der anderen Seite berichtete Dr. Schwander, dass Multitasking, eine stets offene Tür und viel Menschenkontakt spaßbringend und essenziell als Partnerin bei Kirkland & Ellis seien.

Welche Herausforderungen erwarten mich (als Frau) „auf der juristischen Karriereleiter“?

Sowohl in der Wissenschaft als im privaten Sektor sind die Frauenquoten beachtlich gering – doch woran liegt das? Nach Ansicht der Rednerinnen liege die Ursache bereits in den Anfangsphasen der beruflichen Laufbahn, wenn es darum geht, sich für einen Beruf zu entscheiden. Viele junge Frauen würden sich von vornherein gegen eine ambitionierte Karriere entscheiden, da sie oft an ihren eigenen Qualifikationen zweifelten. Solche Selbstzweifel wurden von Prof. Kaufhold an einem Beispiel aus ihrer Vorlesung illustriert. Während sich die männlichen Studierenden oft melden würden, ohne sicher zu sein, ob ihre Antwort auf die Frage korrekt sei oder sogar ohne eine konkrete Antwort vorbereitet zu haben – würden Frauen erst das Wort ergreifen, wenn sie sich sicher seien, ihre Antwort sei richtig. Ähnliche Muster ließen sich auch in Bewerbungensverfahren beobachten. Außerdem fehle es an weiblichen Rollenvorbildern. Eine mangelnde Anzahl an Partnerinnen in Großkanzleien lasse Nachwuchsjuristinnen möglicherweise an der Vereinbarkeit von Privatleben und einer solchen Karriere zweifeln.

Probieren geht über Studieren!

Alle Rednerinnen waren sich einig, dass der Spaß- und Interessensfaktor enorm wichtig für eine erfolgreiche Berufslaufbahn sei. Um herauszufinden, welches Berufsfeld am besten zu einem passe, solle man unbedingt verschiedene Gebiete ausprobieren und sich nicht selbst den Weg durch Zweifel versperren. Es gelte das altbekannte Sprichwort: Probieren geht über Studieren.

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