LTO Karrieremesse

Da seit Ausbruch der Corona-Pandemie keine Möglichkeit mehr bestand, eine Karrieremesse in gewohnter Form stattfinden zu lassen, haben zahlreiche Veranstalter reagiert – darunter auch LTO (Legal Tribune Online). Das juristische Online-Magazin hat nun schon zum dritten Mal eine virtuelle Karrieremesse veranstaltet. Pia Mohl, Autorin für mkg-jura-studis.de, hat sich die Messe angesehen und verrät in diesem Beitrag, ob das neue Format eine Alternative zu Präsenzveranstaltungen sein kann.

Aufbau der Nutzeroberfläche

Hat man sich einmal registriert, ist es relativ unkompliziert an der Online-Messe teilzunehmen. Man landet direkt in einem virtuellen Vorraum, welcher einen durch verschiedenste Angebote navigiert. Durch die ansprechende Gestaltung in 3D fühlt man sich, als wäre man tatsächlich auf einer „echten“ Messe. Man gelangt beispielsweise durch einen Klick zur Informationstheke und kann dort über einen Chat Fragen stellen. Auf diese Weise habe ich auch erfahren, dass die Angebote noch vier Wochen nach dem Veranstaltungstermin am 27.10.2020 zur Verfügung stehen. Schaut Euch die Messe gerne einfach selbst an! Man kann mit anderen Messe-Teilnehmerinnen und -teilnehmern, chatten und auch Feedback auf einer „Tafel“ hinterlassen. Im hinteren Bereich der Lobby gelangt man durch einen weiteren Klick entweder in die Messehalle, in der die Stände der einzelnen Kanzleien aufgebaut sind, – oder in das Auditorium, in dem live Vorträge verfolgt werden können.

Die Messehalle – 13 Arbeitgeber unter einem Dach

Klickt man sich in die Messehalle, eröffnen sich 13 verschiedene Stände. Darunter befinden sich hauptsächlich Großkanzleien mit hohem Bekanntheitsgrad, beispielsweise Breiten Burkhardt oder Taylor Wessing – jedoch auch einige unbekanntere Kanzleien, sowie die ÖRAG Rechtsschutzversicherungs-AG. Mit einem Klick auf die einzelnen Stände kann man sich die dort ausliegenden Flyer und andere Informationen herunterladen und außerdem direkt mit den Ansprechpartnern chatten.

Ein solcher Kontakt ersetzt selbstverständlich nie ein direktes, persönliches Gespräch. In Zeiten wie diesen, ist es jedoch eine weitere Möglichkeit, mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt zu treten. Für AbsolventInnen oder Studierende, die sich in eher größeren Kanzleien wiederfinden, sind derartige Messen sicher eine gute Möglichkeit, um Kontakte herzustellen.

Gehört man allerdings zu denjenigen, die außerhalb einer großen Kanzlei arbeiten wollen – beispielsweise als UnternehmensjuristIn oder im öffentlichen Dienst – sind Karrieremessen eher nicht der richtige Weg zum Ziel. Es fällt auf, dass bei derartigen Veranstaltungen der Schwerpunkt durchweg auf große Kanzleien gelegt wird. Diese befinden sich meist in Ballungsräumen wie München, Hamburg, Berlin oder Frankfurt am Main. Ich fände es wünschenswert, wenn Karrieremessen in Zukunft vielfältiger gestaltet werden würden – sowohl in Bezug auf die  Branchen als auch auf die Standorte der Arbeitgeber.

Das Auditorium – virtuelle Vortragsreihen als neue Erfahrung

Klickt man sich in das Auditorium, werden hier drei verschiedene Vortragsreihen angeboten, bei denen man ebenfalls über einen Chat Fragen an ReferentInnen stellen kann. Passend zum Thema Corona wurde auch hier der Schwerpunkt auf die Digitalisierung gelegt. Die vorgetragenen Themen und deren aktuelle Relevanz möchte ich im Folgenden kurz vorstellen.

Tipps für digitale Vorstellungsgespräche – Carmen Schön

Den ersten Vortrag hielt Carmen Schön, die als Kanzleiberaterin und Coach für JuristInnen tätig ist. Sie ist Mitgründerin der freenet.de AG und Justiziarin der MobilCom AG – außerdem ist sie Autorin von über fünfzehn Büchern und arbeitete als Fernsehmoderatorin. In Ihrem Vortrag gab sie den Zuschauern Tipps für digitale Vorstellungsgespräche mit auf den Weg. Obwohl die meisten auch auf Vorstellungsgespräche vor Ort anwendbar sind, stellte sie einige Besonderheiten heraus, die insbesondere bei digitalen Vorstellungsgesprächen relevant werden. Hierbei fand ich interessant, welche großen Auswirkungen viele eigentlich selbstverständliche Kleinigkeiten haben können. So sprach die Kanzleiberaterin z. B. darüber, wie wichtig es ist, sich bereits vorab mit dem Programm beschäftigt zu haben. Auch Webcam, Licht oder Lautstärke sollten von vornherein passend eingestellt werden. Es wirkt beispielsweise unprofessionell, wenn Gespräche wegen vermeidbarer, technischer Schwierigkeiten immer wieder unterbrochen werden müssen. Ebenso unprofessionell wirken ein unpassender Hintergrund und andere Störfaktoren, wie Haustiere, die durch das Bild laufen. Geschieht solch eine Panne ein einziges Mal, resultiert daraus meist nicht sofort ein schlechter Eindruck. Häufen sich jedoch derartige Probleme, kann schnell ein negativer Gesamteindruck entstehen.

Personal Branding via LinkedIn für Young Professionals – Liane Allmann

Das Thema Personal Branding via LinkedIn behandelte Liane Allmann. Hier gab sie Tipps, wie man sein LinkedIn-Netzwerk erfolgreich aufbaut, um es als Karriereplattform nutzen zu können. Liane Allmann ist Inhaberin der Agentur Kitty & Cie. Sie ist zertifizierte Competence-Trainerin, Change-Managerin und Systemischer Coach. Nach einem Studium der internationalen Wirtschaft ist sie seit über 20 Jahren für RechtsanwältInnen tätig. In ihrer Tätigkeit beschäftigt sie sich mit Strategieentwicklung, Business Development, Targeting, Pitching, Marketing, Training und Coaching. Insgesamt ist das Thema Personal Branding via LinkedIn ein noch sehr neues Thema. Deshalb sind längst nicht alle Kanzleien und (angehende) JuristInnen damit vertraut. Schreibt man deshalb beispielsweise Partner einer Kanzlei an oder möchte sich mit diesen vernetzen, sollte man sich erst einmal vorsichtig herantasten. Mit etwas Übung bekommt man jedoch auch hier schnell ein Gefühl für die Handhabung. Insgesamt war der Vortrag sehr interessant, denn derartige Netzwerke sind gerade bei jungen Kanzleien immer mehr im Kommen.

Wie präsentiere ich souverän? – Anna Engers

Der letzte Vortrag kam von Volljuristin und Business-Coach Anna Engers. Als ausgebildete Rednerin hält sie regelmäßig Vorträge und bietet Schulungen an. Sie veröffentlichte Anfang diesen Jahres das Buch „Komplexität von Diversity meistern – wie Sie das ‘Popcorn im Kopf‘ sortieren und Lust auf Vielfalt im Unternehmen bekommen.“ Während des Vortrages wurde herausgestellt was eine souveräne Präsentation wirklich ausmacht. Die Referentin versuchte klar zu machen, dass man als Vortragende oder Vortragender SpezialistIn ist und sich in der Regel auf eine Präsentation inhaltlich ausreichend vorbereitet hat. Unter dieser Voraussetzung ist Anna Engers  auch auf die Elemente Mimik und Gestik eingegangen und auf verschiedene Vortragssituationen, beispielsweise wenn unangenehme Fragen gestellt werden. Wichtig ist, dass der Vortrag der Persönlichkeit entsprechend gestaltet wird, sei es nun der Vortragsstil, die Mimik oder die Gestik. Eine Präsentation sei dann gut, wenn der Vortrag echt wirkt und nicht etwa aufgesetzt oder einstudiert.

Fazit: Die Digitalisierung – auch von Events – schreitet voran

Insgesamt war die virtuelle Karrieremesse von LTO eine sehr gute und interessante Veranstaltung. Sie machte darüber hinaus deutlich, dass die Digitalisierung in den letzten Monaten einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Szenarien, die vorher als undenkbar galten, sind mittlerweile Teil des Alltags. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Homeoffice – Schulungen und Veranstaltungen finden per Video statt. Letztendlich ersetzen derartige digitale Angebote zwar nicht  das persönliche Miteinander. Sie ermöglichen jedoch eine größere Reichweite mancher Veranstaltungen und regen zum Umdenken und zu mehr Flexibilität an.

Ihr seid neugierig auf die LTO-Karrieremesse geworden? Hier könnt ihr die Vorträge im Nachgang anschauen:

Hier anschauen

Foto: lto.de

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