Der „Master of Laws” – kurz LL.M – erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Er beweist interkulturelle Erfahrung, versierte Fremdsprachenkenntnisse und kann das fachliche Profil schärfen. Auf der anderen Seite stehen hohe Studiengebühren, eine längere Ausbildung und der Doktorgrad als Alternative. Erfahrt in diesem Artikel, warum sich ein LL. M. trotzdem lohnen kann.
Doktor und LL. M. – nur vermeintliche Konkurrenten
Eine Doktorarbeit kann wegen der unterschiedlichen Anforderungen, des anderen Aufbaus und der rein wissenschaftlichen Zielsetzung nur schwer mit einem LL. M. verglichen werden. Die Entscheidung zwischen Doktor oder LL. M. ergibt sich somit aus der eigenen Zukunftsplanung. Strebt man eine internationale Karriere in der Wirtschaft an, ist der Doktortitel kein Muss. Es ist aber auch nicht unüblich oder unvorteilhaft, sowohl den Doktor als auch den Master zu absolvieren. Die Gegenüberstellung beider Abschlüsse stuft daher nicht den Master als solchen herab, sondern ergibt sich vielmehr durch die persönlichen Vorstellungen des eigenen Karriereweges. Während der Doktortitel in Deutschland als Namenszusatz teilweise noch besonderes Ansehen verleiht, legt man im anglo-amerikanischen Raum kaum Wert auf eine Ansprache mit „Doktor XY“.
Die Qual der Wahl – Wo, wie und wann mache ich den Master?
Das heute breite Angebot an Masterprogrammen ermöglicht, finanzielle Mittel und die eigene Situation zu berücksichtigen. Ein LL. M. ist heute nicht mehr zwingend mit einem Jahresaufenthalt für über 30.000 Dollar in den USA verbunden. Universitäten in Südafrika (zum Beispiel die University of Johannesburg mit einer Gebühr von circa 2.300 Euro pro Semester) sind echte Alternativen für diejenigen, die neben dem LL. M. das Weite suchen.
Aber auch ein in Europa oder dem Inland erworbener Master-Titel kann die richtige Wahl sein. Auch hier ist eine Fachspezialisierung möglich. Dabei reichen die Themen von Menschenrechten (Europa Universität Viadrina in Frankfurt-Oder), über Unternehmenssteuerrecht (Universität zu Köln) bis zur Luft- und Raumfahrt (University of Leiden in den Niederlanden).
Die deutschen Programme sind zudem häufig englischsprachig, um die verlorene Auslandserfahrung auszugleichen. Teilzeit-LL. M. oder ein LL. M.-Fernstudium sind für Berufstätige, Referendare oder Eltern attraktiv und werden beispielsweise von der Leuphana Universität Lüneburg oder der Fernuniversität Hagen angeboten.
Universalbonus durch den Master of Laws – Erfahrung, Kompetenz, Karriere
Die Investition lohnt sich: Gerade international ausgerichtete Kanzleien sehen den LL. M. gerne. Genauso kann die Abschlussarbeit erste Anregungen für die eigene Forschung geben, falls man eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt. Hat man sich die fachlichen Inhalte des Masterstudiums anders vorgestellt, profitiert man zumindest von der kulturellen Erfahrung. Von Zeitverlust durch ein zusätzliches Masterstudium kann daher keine Rede sein.
Fazit:
Ein breites Netzwerk, Spezialisierung, berufliche Orientierungshilfe und Vorteile in Bewerbungsprozessen – all das kann ein LL. M. bieten. Weil sich bei vielen Master-Programmen fachliche und persönliche Ziele verbinden lassen, schließt man mit dem LL. M. nicht nur Lücken, sondern kann auch Brücken im Lebenslauf bauen.
Ist ein LL. M.-Abschluss das Richtige für mich? Entscheidungskriterien im Überblick
Zeitpunkt: Frischer Uni-Absolvent oder Berufstätige/r? Für letztere bieten sich bereits spezialisierte Studiengänge oder Teilzeit-Modelle an.
Berufsziel: Eine akademische Karriere setzt den Doktor voraus, schließt einen LL. M. aber nicht aus. Kanzleien und Unternehmen sehen beides gerne.
Kosten: Die Kosten können durch Stipendien oder Ersparnisse teilweise gedeckt werden. Ansonsten kann der Studienort großen Einfluss auf die Gebühren haben. Ein Studium in Europa ist beispielsweise günstiger als in den USA – trotz Elite-Unis wie Cambridge und Oxford.
Ort: Neben den Kosten kann hier der Ruf der Uni oder persönliche Vorlieben bedeutend sein. Ist man an Deutschland gebunden, verfolgen auch die meisten Inlandsprogramme die Vertiefung der Sprachkompetenz durch englischsprachigen Unterricht.
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