Gründe gegen Jurastudium

 

Wie kann es im Jurastudium sein, dass man trotz intensiver Vorbereitung mit Übungsklausuren sein Examen nicht packt? Manchmal scheint es, als ob ihr selbst nur sehr bedingt beeinflussen könnt, wie eure Examensprüfungen tatsächlich ablaufen. In diesem Beitrag erfahrt ihr, wie ihr damit umgeht.

Gestern hatte ich ein Gespräch mit einer sympathischen Jurastudentin, die mir aus ihrem Leben erzählt hat. Sie hat in Vorbereitung auf ihr Examen viele Klausuren geschrieben, ein Repetitorium besucht, hat sich gut vorbereitet, und über 50 Übungsklausuren geschrieben – keine schlechter als 6 oder 7 Punkte. Dann hat sie ihr Examen geschrieben und hat jetzt vor vier Wochen ihre Ergebnisse zurückbekommen – sie ist durchgefallen. Das ist mal wieder so ein typischer Fall von: „Jura is a bitch!“ Damit kann nun wirklich keiner rechnen. Wie geht man mit solchen Fällen um?

Umgang mit Übungsklausuren: Sorgt euch nicht, aber seid euch nicht zu sicher!

Ihr wisst, im Jurastudium sollte man sich keine Sorgen machen, wenn man keine besonders tollen Übungsklausuren schreibt – aber man darf sich auf der anderen Seite auch nicht zu sehr in Sicherheit wiegen, wenn man regelmäßig gute oder sehr gute Ergebnisse erzielt, denn abgerechnet wird am Ende in der Examensprüfung. Das ist krass, aber das ist Jura. Ich habe der Jurastudentin erzählt, dass es bei mir tendenziell eher andersherum war. Ich bin in den Übungsklausuren im Repetitorium häufig durchgefallen. Dabei habe ich ungefähr jede Woche eine Klausur geschrieben und war dann im Examen deutlich besser als in den Übungsklausuren. Es kann eben auch andersherum sein!

Wie nach Schock trotz guter Übungsklausuren umgehen?

Was habe ich der Jurastudentin geraten? Ich habe zu ihr gesagt: „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du in so einer Situation wirklich keinen Bock mehr auf Jura hast. Du wiegst dich in Sicherheit, du denkst: ‚Jura macht Spaß, ist cool und interessant. Ich hab Examens-Übungsklausuren, die funktionieren, ich mach‘ mir keine Sorgen‘. Doch plötzlich kriegt man im Examen so einen Schlag auf den Hinterkopf, dass es sich nur so dreht. Man stellt alles in Frage! Ich kann mir vorstellen, dass es dann beim zweiten Anlauf echt schwierig ist, sich zu motivieren. Man hat immer so „ein Teufelchen“ auf der Schulter, das sagt: „So wie du lernst, hat es beim letzten Mal nicht geklappt. Das wird nicht reichen.“ Dagegen anzukämpfen, darauf sollte man die ganze Energie stützen!

Nach der Examensniederlage Abstand nehmen!

Ich rate niemandem dazu, Jura zu studieren, wenn sie oder er es nicht selbst will. In solchen Situationen empfehle ich, mit genügend Abstand –auch mit ein bisschen Urlaub – sich über folgende Fragen Gedanken zu machen: Was ist eigentlich mein Ziel? Was will ich machen? Hab ich die ganze Zeit schon mit meinem Jurastudium gehadert und ist vielleicht jetzt die Quittung dafür gekommen, dass ich auf dem „falschen Dampfer“ war? Oder stelle ich nach einer kleinen Auszeit fest: „Ne, das lief zwar alles katastrophal, aber Jura ist trotzdem das, was ich machen will! Deshalb werde ich jetzt meine Zähne zusammenbeißen und noch mal mit Vollgas ranklotzen.“

Was ich in dieser Situation nicht machen würde ist, mit dem Lernen sofort weiterzumachen.  In seinem Innersten hat man so viel Gegenwind und negative Energie in sich. Genau das habe ich im Telefonat mit der Jurastudentin gemerkt: Diese Fassungslosigkeit war immer noch da.  „Das kann doch nicht sein, dass ich jetzt so eine Quittung bekomme!“ Wer gegen eine solche negative Energie ankämpfen muss, wird nicht vorankommen.

Niederlage nutzen um den Kompass neu ausrichten

Um diese Hürde zu überwinden, solltet ihr deswegen erst „den Kompass neu ausrichten“ und überlegen: Warum will ich das Ganze? Was kann ich damit machen? Welchen Job möchte ich später machen? Ist Jura wirklich das, was ich machen will? Und wenn ich sage „Ja, das ist genau das, was ich machen will und ich bin auch nicht zu doof, dann muss man an der inneren Einstellung – am Mindset – arbeiten und sagen: „Vielleicht hatte ich einen Blackout oder ich habe den mentalen Druck nicht durchgehalten“.

Wenn man einmal trotz intensiver Vorbereitung durch das Examen durchgefallen ist, ist das mit Sicherheit eine Riesen-Herausforderung, diesem Druck über mehrere Tage standzuhalten und jeden Tag wieder aufs Neue zu sagen: „Egal wie beschissen die Klausur gestern war, egal wie beschissen die Klausur vorgestern war: Heute ist ein neuer Tag und heute gebe ich Vollgas.“ Das ist das Wichtigste – sich in so einer Situation mental zu stärken n und sich über folgende Frage im Klaren zu werden: Warum will ich Jura studieren und traue ich mir das selbst zu?

Wenn man durchgefallen ist, würde ich das ein bisschen sacken lassen. Dann ist der Druck auch nicht mehr so hoch. In diesem Falle kann man die ein oder andere Klausur ruhig ein bisschen schieben. Auf drei Monate mehr oder weniger kommt es nicht an. Stattdessen kommt es eher darauf an, seine innere Stärke und Überzeugung aufzubauen und zu wissen, dass man auf dem richtigen Weg ist –  und dann gilt es,  noch mal Gas zu geben!

Dennoch: Übungsklausuren sind das objektivste Mittel zur Examensvorbereitung!

Abgesehen davon sollte man sich bewusst machen: Übungsklausuren – das ist definitiv objektiver als die ganze Lernerei. Ich empfehle, mindestens einmal pro Woche eine Klausur unter Examensbedingungen zu schreiben, also ohne Hilfsmittel. Eventuelle Fehler sollte man hier auch regelmäßig nacharbeiten. Das ist aus meiner Sicht tatsächlich der objektivste Maßstab für die Vorbereitung. Wer sich dann sagen kann: „Ja, das ist wirklich das, was ich machen will!“ Dann glaub an dich! Wenn du es bis zur Zulassung des Examens geschafft hast, wird es danach auch nicht scheitern. Wenn du dann scheiterst, dann scheiterst du nur wegen deiner Einstellung. Insofern: Haltet alle durch, die ihr vielleicht in einer ähnlichen Situation seid. Lasst euch von Jura nicht kleinkriegen! Ganz ehrlich, das haben schon andere geschafft!

Video zum Beitrag

50 Übungsklausuren bestanden....im Examen durchgefallen?!

Foto: Adobe Stock/ HEIDEMARIE

 

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