Die JURAcon ist eine 20-jährige Jura-Jobmesse in Frankfurt am Main, die Studierenden sowie Arbeitgebern im Bereich Jura und Rechtsberatung die Möglichkeit bietet, in Kontakt miteinander zu treten. Neben Großkanzleien sind dort auch Ministerien und sonstige juristische Arbeitgeber vertreten. Dieses Jahr war der FFI Verlag dabei und machte sich selbst ein Bild von der Veranstaltung.
Erste Eindrücke
Schon von weitem sah man die Fahnen der JURAcon vor dem Veranstaltungsort, dem Kap Europa in Frankfurt am Main. Aber auch ohne die Banner hätte man sofort geahnt, dass hier ein professionelles Event stattfindet. „Schuld daran“ waren die Business-Outfits der JURAcon-Besucher. Denn ganz klar, auf einer Jura-Messe kleidet man sich auch wie eine Juristin bzw. einen Jurist. Schon vorab also ein Tipp: Beim Messebesuch am besten im Vorstellungsgespräch-Outfit kommen. Wenn man wirklich in Kontakt mit Ausstellern, also zumeist potenziellen Arbeitgebern, treten möchte, wirkt das einfach professioneller.
Buntes Treiben auf der JURAcon
Nach der Anmeldung in der Eingangshalle fuhr man in die 4. Etage zu den Ständen der Aussteller. Hier herrschte eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre. Im Vorraum traf man auf ganz unterschiedliche Besucherinnen und Besucher: Während sich manche noch einmal sammeln mussten, den Blazer oder das Hemd straff zogen, die Bewerbungsmappe hervorholten, um dann gut vorbereitet den Raum mit den Ständen der Arbeitgeber zu betreten, schlenderten andere ganz entspannt umher und schauten sich einfach nur um.
Und genau in diese zwei Lager ließen sich die Besucher der JURAcon unterteilen: Diejenigen, die hier waren, um einen Job, eine Wahlstation für das Referendariat oder einen konkreten Praktikumsplatz zu ergattern und diejenigen, die lediglich Inspiration für die ersten Karriereschritte suchten. Generell waren die meisten Besucher Studierende oder Referendare. Darüber hinaus bin ich auch mit einer Rechtsanwaltsfachangestellten in Gespräch gekommen, die sich einen Eindruck vom Angebot machen wollte.
Neben den Besuchern fielen im Messeraum auch einige Aussteller ins Auge. Zwischen den Ständen der Kanzleien tummelten sich auch andere Arbeitgeber wie Ministerien für die Öffentliches-Recht-Affinen sowie Unternehmen wie Bosch, Daimler und Lidl. Darüber hinaus waren auch Institutionen wie die TU Kaiserslautern oder Gozealand, die Lernangebote über das klassische Jurastudium hinaus vorstellten, vertreten. Der hintere Messebereich bot insbesondere Studierenden die Möglichkeit, sich Tipps und Tricks für das Studium von etwaigen Anbietern zu holen, wie z. B. bei Hemmer, jura-online, Iurratio oder Jurcase. All diese Aussteller hatten sicherlich eines gemein: Sie waren hier, um ihre Präsenz zu steigern und zu rekrutieren.
Dabei wurde man beim Schlendern durch die Stände jedoch keinesfalls sofort von allen Seiten angesprungen – im Gegenteil. Ein freundliches Lächeln hier und da, aber den ersten Schritt hin zum potenziellen Arbeitgeber musste man als Interessent selbst machen. Ist die höfliche Nachfrage, ob der Aussteller aktuell offene Stellen habe, geschafft, konnte man sich entspannen und erst einmal zuhören. Schließlich wollen sich nicht nur die Bewerber hier gut präsentieren, sondern auch die Aussteller selbst.
Bietet die JURAcon denn konkrete Jobaussichten?
Natürlich hat man am Ende des Tages keinen unterzeichneten Arbeitsvertrag in der Aktentasche. Jedoch kann man auf der JURAcon relativ intensiv mit den dort vertretenen Kanzleien, Ministerien oder sonstigen Ausstellern ins Gespräch kommen. Denn, man darf nicht vergessen, dass auch die Aussteller selbst zumeist Bewerber im eigentlichen Sinne sind. Sie suchen genauso akribisch potenzielle Kanzleimitarbeiter wie diese einen Job. Die JURAcon bietet also auch den Arbeitgebern eine konkrete zusätzliche Recruiting-Chance, die sie nutzen möchten und müssen.
Das Gespräch mit einer Studentin zeigte, dass viele Kanzleien ihre Ansprüche bzgl. der Noten der Bewerber zurzeit deutlich herunterschrauben. Zwar ist für eine Stelle ein Prädikat im ersten und zweiten Examen weiterhin unabdingbar, 9 Punkte sind aber zumeist ausreichend. Man muss also nicht ganz oben an der Spitze der Studierenden stehen, um auf der Messe gut anzukommen.
„Außerdem wurde gesagt, dass neben guten Noten es mindestens genauso wichtig sei, dass Bewerber und Kanzlei harmonisieren“, so eine Studentin, die wir zu ihren Erfahrungen interviewten. Es ist also tatsächlich anzunehmen, dass die Kontaktaufnahme auf der Messe zu konkreten Jobaussichten führen kann. Auch die Mitarbeiterinnen der Kanzlei Hogan Lovells bestätigten diesen Eindruck. „Wir füllen mit den Interessenten am Stand einen Feedback-Bogen aus, nehmen ihre Kontaktdaten auf und wenn jemand Passendes dabei ist, hört derjenige dann von uns.“
Zudem gibt es die Möglichkeit, vorab bereits Termine für tatsächliche Bewerbungsgespräche mit den Ausstellern zu vereinbaren. Dabei findet man praktischerweise schon im ersten Schritt heraus, ob beide Parteien gut zueinander passen. Jedoch könnte dies auch dazu führen, dass die Atmosphäre weniger gelockert ist als am Messestand selbst. „Manche Kanzleien haken nur die Fakten auf ihrem Personalbogen ab und unterhalten sich gar nicht richtig mit einem, während andere den angenehmen, lockeren Stil der Messe aufrechthalten“, berichtete eine frisch gebackene Volljuristin, die mehrere Vorstellungsgespräche am besagten Messetag hatte.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass man mit dem Besuch auf der JURAcon oft schon den großen Zeh in der Tür zum späteren Arbeitgeber haben kann, wenn man sich gut anstellt.
Ist die JURAcon weiterzuempfehlen?
Entweder man lässt sich von den vielen Angeboten und Ausstellern der Messe lediglich inspirieren oder man wird konkreter und nimmt hier die Jobsuche tatsächlich in die Hand. Viele Jurastudierende haben diese Möglichkeit eines Messebesuchs überhaupt nicht auf dem Schirm – aber wieso nicht einmal ausprobieren? Und keine Angst! Die Stimmung auf der Messe ist längst nicht so steif wie der empfohlene und dort herrschende Dresscode!
Über die Autorin Mareike Scheffczyk
Mareike Scheffczyk studiert Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und ist für mkg-jura-studis.de/den FFI-Verlag als Redakteurin auf Jura-Events als Reporterin unterwegs.