In diesem Beitrag möchte ich Euch davon erzählen, wie bei mir die nächsten Schritte nach dem Studium und nach dem Referendariat abliefen. Wie ging es bei mir weiter? Wie habe ich den Einstieg in den Beruf gefunden?
Wie ging es bei mir weiter, nachdem ich das Zweite Examen in der Tasche hatte? Ich wollte zunächst eine Doktorarbeit schreiben und damit habe ich auch relativ zügig nach dem Zweiten Examen angefangen. Man kann das natürlich auch zwischen dem Ersten und dem Zweiten Examen machen. Ich wollte erst das Zweite Examen in der Tasche haben. Ich habe dann ein für mich spannendes Doktorarbeitsthema gefunden. Nämlich im Bereich des Rundfunkstaatsvertrages, also im Medienrecht. Da lag schon immer mein Interesse. Parallel dazu habe ich dann auf Teilzeitbasis in einer Kanzlei gearbeitet. Ich habe also zwei Tage in der Kanzlei gearbeitet und drei Tage an der Doktorarbeit geschrieben. Das habe ich ein gutes Jahr lang gemacht.
Ich dachte damals, ich würde in einem Jahr mit meiner Doktorarbeit fertig werden – habe ich natürlich nicht geschafft. Ich wollte aber auch nicht länger in der Kanzlei bleiben, sondern hatte dann das Angebot, in einen Medienkonzern hier in München zu wechseln, der verschiedene Fernsehsender betreibt. Das Unternehmen hat mir angeboten, in der Rechtsabteilung anzufangen – und das habe ich gemacht.
Rechtsabteilung – das lernt man im Jurastudium nicht kennen
Und ich muss sagen, es war ein super Einstieg. Die Rechtsabteilung ist etwas, das man im Studium nicht kennenlernt. Man hört im Studium und im Referendariat immer von Großkanzleien und was die für Anforderungen in Bezug auf die Punkte haben. Und du hörst immer: „Du kannst zum Staat gehen – aber auch nur, wenn du die Punkte hast.“ Es geht immer um die Punkte. Was man nicht auf dem Schirm hat, ist, dass es ganz viele Anwältinnen und Anwälte gibt, die nicht in der Großkanzlei arbeiten. Und dass es eben Anwält*innen und Jurist*innen gibt, die im Unternehmen in einer Rechtsabteilung arbeiten. Das habe ich gemacht und war thematisch genau mein Ding. Ich habe dort viel über Vertragsverhandlung gelernt, auch darüber, dass in einem Unternehmen Jura und die juristische Argumentation immer ein wichtiger Punkt sind, aber dass diese niemals entscheidend ist! In den allerwenigsten Fällen ist die juristische Argumentation der Grund, weswegen eine Entscheidung getroffen wird. Da gibt es so viele andere Themen und wichtige Argumente, die entscheidend sind, nämlich unternehmenspolitische Gesichtspunkte, wirtschaftliche Gesichtspunkte oder einfach taktische Gesichtspunkte.
Wie setzt man einen Anspruch auch wirklich durch?
Das alles ist wichtiger als die rein juristische Argumentation. Das war für mich damals ein wichtiger Erkenntnisgewinn, weil ich bis dato eigentlich dachte, es geht nur um Jura. Man verblödet ja ein bisschen im Studium und im Referendariat, und denkt im Prinzip, Jura ist, wenn ich einen Anspruch habe – dann setze ich den auch durch. Nein, in der Realität ist es so: Wenn ich einen Anspruch habe, dann muss ich mir erst überlegen, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, den durchzusetzen. Darüber denkt man natürlich in der Theorie niemals nach. Und dort habe ich in meiner Tätigkeit als Unternehmensjurist sehr viel gelernt.
Selbständigkeit: Das Schicksal selbst in die Hand nehmen
Ich habe dann trotzdem irgendwann gemerkt, dass in mir das Bedürfnis steckt, etwas Eigenes aufzubauen. Und das war dann der Grund, warum ich letztlich den Konzern verlassen und eine eigene Kanzlei gegründet habe – zusammen mit zwei Kollegen. Meine Motivation dahinter: Ich will jetzt mein Schicksal und mein Glück selbst in die Hand nehmen und jetzt etwas Eigenes aufbauen!
Mittlerweile gibt es unsere Kanzlei seit zwei Jahren. Und es macht einfach riesig Spaß! Ich kann auf vieles von dem zurückgreifen, was ich in meiner Zeit beim Konzern gelernt habe. Aber ich bin jetzt einfach froh, selbstständig zu sein!