Wie ist der Ablauf des Jurastudiums und worauf lasse ich mich ein, wenn ich mich für Jura einschreibe? Darum geht es in diesem Beitrag.
Wie habe ich das Jurastudium damals erlebt?
Bei mir liegt das Studium schon ein paar Tage zurück – ich habe 2010 mein Zweites Staatsexamen gemacht, das erste 2008. Ich denke aber, auch wenn man jemanden fragt, der vor 20 Jahren Jura studiert hat: Die Geschichten, die man über das Studium hört, sind immer sehr ähnlich. Im Grundsatz reduzieren sie sich auf zwei Aussagen: zum einen, dass das Studium einem aufgrund der langen Dauer viel Zeit lässt, sich mit der Materie zu beschäftigen – vorausgesetzt, man möchte das. Zum anderen hat man allerdings auch viel Zeit, die man in der Kneipe und mit Feiern verbringen kann, denn: Anders als das Medizinstudium oder manche Bachelorstudiengänge ist das Jurastudium durchaus so konzipiert, dass man sich frei einteilen kann, wie man es durchzieht.
Der erste (und schönere) Teil des Jurastudiums
Mittlerweile ist das Jurastudium schon deutlich strukturierter geworden als es das zu meiner Zeit noch war. Das heißt, man hat auch immer wieder Klausuren innerhalb des Semesters, aber im Großen und Ganzen kann man seine Zeit flexibel einteilen. Man kann viele Kurse besuchen, wenn man das möchte – man kann aber auch Freunde finden und viel feiern gehen.
Das ist sozusagen der erste Teil des Studiums, der hat sich bei mir etwa vier bis fünf Semester hingezogen. In dieser Zeit habe ich das Studium durchaus genossen. Dann bin ich ins Ausland gegangen, in die französischsprachige Schweiz, wo ich den großen Zivilrechtsschein gemacht habe – das würde ich auch noch zum schöneren Teil des Studiums zählen.
Der zweite Teil des Jurastudiums – pauken, pauken, pauken
Danach wurde es weniger lustig, denn dann fängt die Examensvorbereitung an. Da merkt man: „Ok, ich habe viel Zeit vorher mit Feiern verbracht und nicht so richtig mit dem Stoff“ –auf einmal merkt man, was das Jurastudium für eine unfassbare Fülle an Stoff beinhaltet. Und genau deswegen ist Struktur so wichtig! Man muss verstehen und lernen, wie das Gesetz funktioniert, man muss sich in das Gesetz „hineindenken“. Man muss sich überlegen: Warum gibt es hier die eine und die andere Regelung? Mit dieser Taktik kommt man viel weiter. Das ist viel sinnvoller als einfach nur hunderte von Dokumenten auswendig zu lernen. Diese dunklere Phase des Studiums, die zieht sich hin – ein Jahr mindestens, manche machen das eineinhalb Jahre. Es gibt wenige, die sich länger quälen – und das würde ich auch nicht empfehlen, weil es nicht besser wird! Auch vergisst man dann Sachen, die man schon gelernt hat. Länger als eineinhalb Jahre würde ich mich mit der Examensvorbereitung also nicht beschäftigen.
Fazit: Zweckoptimismus hilft!
Dann kommt irgendwann der Tag der Tage. In Bayern waren das bei mir fünf Klausuren, die man schreibt, und man fängt in der Examensprüfung bei null an. Wenn man einen schlechten Tag hat, hat man Pech gehabt – und das ist das, was das Examen so unberechenbar macht. Aber: Wenn man sich vorbereitet hat und sich in diese Gesetzesstruktur eingearbeitet hat, dann ist es für jeden machbar. Ich bin ja auch ein großer Verfechter eines Zweckoptimismus! Wenn man sagt: „Ich schaffe das nicht!“ – dann kann man es auch gleich sein lassen. Viele haben ihr Examen gepackt, unter anderem ich. Ich kenne Kollegen – wenn ihr die sehen würdet, würdet ihr denken: „Wie hat der eigentlich dieses Studium hingekriegt?“ – die haben es auch geschafft. Insofern: Es ist alles machbar!
Das Studium ist zwar hart, aber es lohnt sich, weil man mit dem Jurastudium eine sehr gute Grundausbildung hat. Man kann sich in viele verschiedene Bereiche entwickeln und spezialisieren. Der erste Teil des Studiums macht, wie oben erwähnt, großen Spaß – der zweite Teil ist hart – und eigentlich fühlt man sich ständig dumm! Aber das gehört dazu. Wie gesagt: Ich habe es geschafft und ihr werdet es auch schaffen!