Ob auf dem Weg in die Uni, zur Arbeit oder zwischendurch zu Hause und beim Spazierengehen – Podcasts erfreuen sich großer Beliebtheit. Da ist es keine große Überraschung, dass es inzwischen eine Vielzahl an Podcasts speziell für Jurastudierende gibt. Auch Felicitas Famulla ist unter die Podcaster gegangen.
Seit Mai 2020 veröffentlicht sie wöchentlich ihren Jura-Podcast „beyourbestlawstudent“, in dem sie Jurastudierenden und Referendar:innen mit Tipps zur Seite steht – und auch unangenehme Themen anspricht. Wie Jurastudierende von Podcasts profitieren können und welche persönlichen Ratschläge sie für das Jurastudium und das Erste Staatsexamen hat, verrät sie im Interview mit mkg-jura-studis.de.
Liebe Felicitas, in deinem Podcast „beyourbestlawstudent“ sprichst du über Themen wie Prüfungsangst und gibst Tipps für die Examensvorbereitung – was treibt dich dazu an, einen Podcast für Jurastudierende zu machen?
In meiner persönlichen Examensvorbereitung für das Erste Staatsexamen (aber auch bereits im Studium) habe ich viele Sorgen und Ängste erfahren, über die fast niemand offen gesprochen hat, obwohl ich sie auch an vielen Mitstudierenden gesehen und erlebt habe. Indem ich auch solche „Tabuthemen“ anspreche, möchte ich Studierenden, die sich in derselben Situation befinden, helfen und ermutigen, sich dadurch nicht vom Jurastudium abbringen zu lassen. Ich möchte den Studierenden aufzeigen, dass nahezu alle von uns auch mit Selbstzweifeln und Versagensängsten vor dem Examen zu kämpfen hatten und mit einigen Vorurteilen aufräumen.
Welche Podcastfolge(n) würdest du unseren Leser:innen besonders ans Herz legen?
Die aktuelle Folge „Die juristische Promotion und Arbeit in einer Großkanzlei“ mit Dr. Arne Fischer, aber auch die Folge #49 zum Thema Prüfungsangst und die Folgen #44 und #45 zum Thema „Examensvorbereitung trotz Schicksalsschlag und Lebenskrisen“. Aus diesen Gesprächen habe ich persönlich sehr viel mitgenommen.
Warum können Jurastudierende davon profitieren, Jura-Podcasts zu hören?
Ich selbst höre oft diverse Jura-Podcasts, entweder um Autofahrten, Haushalt und Spaziergänge „sinnvoll“ zu nutzen oder um über andere Kanäle als nur Lesen und Klausurenschreiben zu lernen. Es ist eine kostenlose Wissensvermittlung und es gibt sehr viele, sehr gute Podcasts.
Was hat dir persönlich rückblickend am Jurastudium am meisten und am wenigsten Spaß gemacht?
Am meisten Spaß hat mir der Blick über den Tellerrand gemacht, beispielsweise in zwei Seminararbeiten, in denen ich zwar wissenschaftlich arbeiten konnte, aber trotzdem nicht den Druck hatte, eine Hausarbeit zu schreiben, um einen Schein zu erlangen. Oder der Besuch in einer JVA über meinen Schwerpunkt, sowie die Teilnahme an einem Moot Court. Das waren alles Erfahrungen, die mich bereichert haben. Man könnte jetzt denken, die Examensvorbereitung war der Teil, der am wenigsten Spaß gemacht hat, aber das stimmt so nicht: Es hat teilweise sogar Spaß gemacht, nach vielen Jahren endlich einige Probleme wirklich zu verstehen, sowie selbst zu beobachten, wie man Tag für Tag etwas besser wird und Zusammenhänge im Rechtssystem erkennt. Am wenigsten Spaß haben mir eher die kleinen „Sinnkrisen“ vor dem Examen gemacht, sowie das schlechte Gewissen, wenn man nicht gelernt hat, aber eigentlich guten Gewissens seine Freizeit hätte genießen sollen.
Hast du Tipps für Jurastudierende, um das Studium und besonders die Examensphase gut zu überstehen?
Der Tipp, der für mich persönlich am besten funktioniert hat, ist einen guten Ausgleich zu finden, indem man einer Tätigkeit nachgeht, die einen erfüllt und in der man auch einmal Erfolgserlebnisse erlebt. Gerade das Schreiben von Probeklausuren ist am Anfang (und ehrlich gesagt auch bis zum Ende) ziemlich frustrierend. Ich trainiere deshalb beispielsweise sehr regelmäßig, um im Sport Erfolgserlebnisse zu erzielen und meinen Kopf frei zu bekommen. Es muss natürlich nicht jeder Sport betreiben – aber einem Hobby nachzugehen, ist meiner Meinung nach sehr erfüllend.
Außerdem ist es wichtig zu wissen, warum man sich das Ganze „antut“. Ich hatte immer einen festen Berufswunsch vor Augen, für den ich eine gewisse Notengrenze erreichen musste. Diese Notengrenzen wurden zwar mittlerweile gesenkt, trotzdem hat mich der Gedanke daran immer motiviert.
Was sind neue Herausforderungen im Referendariat, mit denen du im Studium noch nicht konfrontiert wurdest?
Auf jeden Fall gibt es im Referendariat einen ganz anderen Zeitdruck. Für mich persönlich wirkt das Zweite Staatsexamen schwieriger als das Erste Staatsexamen, weil es gefühlt zumindest noch einmal mehr Stoff in weniger Zeit ist. Natürlich heißt es immer, man müsse das materielle Recht nicht mehr so detailliert beherrschen, wie im Ersten Examen, weil man Kommentare benutzen könne. Jedoch sind die Klausuren weiterhin sehr anspruchsvoll und man hat in den fünf Stunden keine Zeit, alles im Kommentar nachzulesen. Außerdem hatte ich im Ersten Staatsexamen den Luxus, mich bis auf einen kleinen Nebenjob, zu 100% auf die Examensvorbereitung konzentrieren zu können. Im Zweiten Examen ist es die Kunst, die Stationsarbeit, einen Nebenjob und die Examensvorbereitung irgendwie zu vereinbaren.
Was gefällt dir bis jetzt am besten am Referendariat?
Die Einblicke in die Praxis und die Umsetzung des gelernten Wissens von der Universität im realen Leben. Außerdem ist es schön, ins Arbeitsleben zu „schnuppern“.
Vielen Dank für das Interview, liebe Felicitas.
Das Interview führte Verena Schillmöller.
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Foto: Adobe Stock/©Suchada Toemkraisri